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Die erste gute Nachricht ist - wir alle besitzen die Qualität der Achtsamkeit in uns. Wir dürfen uns dessen wieder bewusst werden. Die zweite gute Nachricht ist - Achtsamkeit hat eine tief gehende Wirkung. Und die dritte gute Nachricht – wir brauchen dafür keine zusätzliche Zeit oder unser ganzes Leben ändern.
Wie kann das jetzt gehen?

 

Stellen wir uns folgende Situation vor: Eine Frau, nennen wir sie Julia, bekommt von einem engen Freund Marc die Schlüssel für eine private Hütte in den Alpen.

„Hey Julia, ich mach mir Sorgen. Irgendwie stehst Du schon seit Monaten neben Dir. Kommst nicht mehr zu unseren Treffen, wirkst unkonzentriert, hast immer zu tun und schiebst Deine Rückenschmerzen vor. Ich kann das Wort »hab Stress« von Dir nicht mehr hören.“ Julia versucht sich zu verteidigen, da fällt ihr Marc ins Wort. Komm, hier sind die Schlüssel für die Hütte meiner Eltern. Pack ein paar Sachen ein. Denk an Wolfi, der ist nach zwei Jahren Zwangspause immer noch nicht wieder im Job. Muss nicht sein. Echt.“
Nach anfänglichem Zögern nimmt Julia den Schlüssel entgegen. „Ok, ich überleg‘s mir, danke für deine klaren Worte.“

„Ist es wirklich so schlimm?“ fragt sie sich am Abend, während sie fest entschlossen ihren Rucksack packt. Am nächsten Morgen startet sie mit gemischten Gefühlen. Sie vertraut Marc, schließlich hatte es ihn vor fünf Jahren mit einer schweren Depression arg erwischt. Seine Ehe ging dabei drauf und aus dem alten Job ist er auch raus. Aber er bereut nichts. Hat auf wunderbare Weise neu zu sich gefunden, vieles geändert, meditiert und wirkt klar und gelassen. „Ja“, denkt Julia, „mehr bei mir sein, gelassener und zufriedener, das will ich ja eigentlich auch“. Eigentlich …

Sie war schon lange nicht mehr in den Bergen, kommt ihr in den Sinn, als sie das Auto auf dem Parkplatz zum Wanderweg abstellt. Eine unerwartete Sehnsucht macht sich plötzlich breit. Ist es die Hütte? Die Zeit für sich? Das alleinsein?

Die Gegend ist ihr nicht fremd. Anfangs ist der Weg asphaltiert, dann geht er in festem sandigen Boden über, mit Wurzeln durchsetzt. Links und rechts säumen alte Kiefern den Weg. Keine weiteren Wanderer sind zu sehen. Bereits nach kurzer Zeit kommen Gedanken. Mit jedem Schritt taucht sie tiefer ein in diesen Nebel aus „Was wäre wenn …, wieso habe ich dieses und jenes übersehen …, wieso macht sich Marc Sorgen um mich …, wirke ich auf andere auch so …, alles ist gerade zu viel“. Dass sich der Weg im Außen aufgelöst zu haben scheint, bemerkt Julia erst, als sie der Körper zu einer Pause zwingt. „Habe ich etwas übersehen? Bin ich vom Weg abgekommen?“ Julia zieht die Karte aus dem Rucksack. Setzt sich, trinkt etwas und geht, nach einem kurzen Blick auf die Karte und einem sicheren Gefühl, zügig weiter.

Der Untergrund ist teilweise sehr brüchig. Sie ist gezwungen, langsamer und vorsichtiger zu gehen. Das gefällt ihr gerade überhaupt nicht. Das Atmen wird schwerer, der Puls ist bei jedem Schritt zu spüren. Sie muss sich wieder setzen. Widerstände gegen die Tour zeigen sich, und Zweifel. „Warum habe ich mich nur darauf eingelassen. Sollte ich umdrehen? Ich könnte sagen, das Wetter wurde schlecht …“. Aber Julia bleibt sitzen, schaut sich um, bemerkt den Wind im Gesicht und die karge Landschaft. Ein Greifvogel dreht über ihrem Kopf am Himmel Kreise, als wolle er sich gleich auf sie stürzen. Das alles beeindruckt sie wenig und sie setzt den Weg fort. Der Ehrgeiz, es zu schaffen, treibt sie wieder an.

Es wird beschwerlicher. Trotzdem, weitergehen. Einfach weitergehen.

Sie spürt Ihren Herzschlag bis zum Hals. Jeder Schritt erzeugt ein Geräusch, jedes Geräusch hallt in ihr nach. Den Blick auf den Boden gerichtet, immer wieder Schritt für Schritt. Ein eigener Rhythmus entsteht. Das anfängliche Getriebensein beruhigt sich von allein. Sie muss sich plötzlich anstrengen, nachzudenken. Gleichzeitig breitet sich Leichtigkeit aus. Und Ruhe.

Sie nimmt Gerüche wahr, von holzig bis süß. „Sind hier andere Pflanzen?“ Jetzt bemerkt sie, wie klar die Luft ist und sie bedauert, so lange nichts für sich getan zu haben.

Dann – wie aus dem Nichts – eröffnet sich ihr ein malerischer Anblick. Sie ist auf einem Plateau angekommen. Sanft geschwungene Linien entfernter Bergketten spielen miteinander. Noch weiter hinten gibt es mit Schnee bedeckte Spitzen. Ein Traum. Freude pur im Herzen. Ohne Worte. Nur Fühlen. Fühlen einer Schönheit, die da ist. Tränen laufen übers Gesicht, die Lippen beben …, sie weiß gerade nicht, wohin mit dem Glück.

Alle Mühen des Aufstieges sind vergessen. Wie kann Natur so schön sein. Die Knie werden weich, Julia muss mich setzen und sich diesem Anblick hingeben. Diese pure Verbindung mit der Natur hat alles Grübeln, alles Nachdenken über Situationen und Probleme aufgelöst. Es ist nicht mehr wichtig.

 

Was hat diese Geschichte mit Achtsamkeit zu tun?

Achtsam sein heißt, sich in jedem Moment bewusst zu sein. Mitzubekommen was da ist, in Dir selbst und in Deiner Umgebung. Gut für Dich zu sorgen, jetzt – und nicht irgendwann. Bewusst wahrzunehmen, in welcher Situation Du Dich gerade befindest. Sie so anzunehmen wie sie ist, ohne ständig mit Lösungen, mit dem Andershabenwollen, beschäftigt zu sein. Die inneren Antreiber zu bemerken und Dich zu fragen, wer sie antreibt. Dich frei zu machen von Konzepten und Ideen über das Leben und Situationen, dafür immer wieder diesen einen Schritt zu setzen. Ob auf Asphalt gehend, auf sandigem Boden oder Moos; ob mit Plan im Kopf oder ohne. Achtsam sein bedeutet, wieder im Kontakt zu sein mit Dir, verbunden mit Deinem Herzen, dem Körper und dem Atem.
Mit Neugierde, Freundlichkeit und Vertrauen. Vertrauen auf das Leben und auf eine innere Weisheit, die Dich im Herzen spüren lässt, richtig zu sein. Mit Dir und an jedem Ort.
Zu erkennen, dass die Angst, etwas zu verpassen, sich beeilen zu müssen, wem auch immer etwas beweisen zu müssen, haltlos ist. Unbegründet. Sich einfach bewusst sein zu dürfen, dass Achtsamkeit eine innere Haltung ist, die Du in Deinem Lebensrucksack schon immer bei Dir hast.

Ist das im Alltag möglich?

Ja, in jedem Moment bewusst zu sein, ist eine Herausforderung. Es wird sie immer geben. Ob Du Dinge, Situationen, Menschen magst oder nicht.

Widerstände lassen Dich vielleicht erkennen, dass Du Schwierigkeiten akzeptieren kannst, statt immer wieder dagegen zu sein.

Mit dem Leben zu sein lässt Dich freier werden, weil der innere Abstand zu den täglichen Herausforderungen und äußeren Reizen größer wird. Im Loslassen ergibt sich wiederum Raum für neue Perspektiven und Möglichkeiten.

Achtsam zu sein heißt nicht, dass Du dazu auf hohe Berge klettern musst. Oder dass Du zusätzlich Zeit benötigst, um achtsam zu sein. Weit gefehlt. Jede Handlung im Alltag, wirklich jeder Atemzug lädt Dich ein, bewusst im Moment zu sein. Immer wieder. Das Leben reicht Dir ständig liebevoll die Hand. So auch, wenn Du z.B. in Deiner Mittagspause auf einer Bank sitzend bewusst dein Mittagsbrot verspeist. Wie in der Geschichte hilft manchmal Abstand, um einen anderen Blick auf das Leben zu bekommen. Grenzerfahrungen, wie beim Bergsteigen, können an unseren festgefahrenen Strukturen reiben. Durch diese Reibung können wir wieder in Kontakt mit uns kommen, uns spüren. In Kontakt kommen, mit etwas, was schon immer da war und ist. Wir alle müssen es nicht suchen.

 

Gibt es Nebenwirkungen?

Ja, mehr Zufriedenheit, Glück und Freude. Wer sich jedoch erhofft, dass Achtsamkeit alle Probleme löst, …, den muss ich enttäuschen. Wie bereits beschrieben, achtsam sein ist eine innere Haltung und lädt Dich ein, einen Umgang mit den Situationen zu finden. In der buddhistischen Psychologie gibt es ein passendes Wort, welches eine der tiefen Wirkungen von Achtsamkeit beschreibt: Gleichmut. Traurigkeit kommt und geht, Freude kommt und geht. Das, was hier Schmerz verursacht ist, dass wir die Freude immer haben wollen, und das Traurige soll bitte wegbleiben. Aber so funktioniert Leben nicht. Dafür ist das, was entspannt - Dich gelassener werden lässt, der innere Beobachter, der jenseits aller Dualität ist und alle Gegensätze transzendiert.

Nach einer gefühlten Unendlichkeit geht Julia weiter. Jeder Schritt ist Dankbarkeit und tiefer innerer Frieden. Vertrauen, dass es immer weitergeht, nur mit mehr Klarheit und anderem Blick.

 

Daher meine Empfehlung ... buche gern ein MBSR- oder Achtsamkeitstraining!

Wenn Du mehr über diese jahrtausendealte Praxis der Achtsamkeit, ihre wissenschaftlich fundierte Wirkung im eigenen Leben erfahren möchtest, besuche zum Beispiel einen MBSR-Kurs, oder nutze ein anderes Angebot von mir.

Nur durch eine regelmäßige Praxis bilden sich neue Strukturen im Gehirn, die sich auf Dein Verhalten auswirken. Aus diesem Verhalten wächst Vertrauen und die innere Haltung, um die es in der Achtsamkeitspraxis geht.

Und diese innere Haltung lässt den Verstand entspannen, ohne z.B. auf jeden Reiz aufzuspringen. Innerlich ruhiger werden, in Geist und Körper.

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