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Was verbindet Achtsamkeit und Fotografie?

Vor vielen Jahren entdeckte ich ein Buch: Das ZEN der Kreativität, von John Daido Loori. Der Autor sagte mir damals nichts. Mich sprach der Titel an und die Vorstellung, wie Zen und Kreativität sich beeinflussen. Schon auf den ersten Seiten bemerkte ich, hey, hier geht es ausschließlich um Fotografie. Die Art, wie Loori sich von Objekten finden ließ und nicht selbst auf Suche ging, weckte meine Begeisterung fürs Fotografieren.
Die erste digitale Spiegelreflexkamera wurde gekauft.

Wer ist dieser John Daido Loori: er war ein amerikanischer Fotograf und Zen-Meister, der Achtsamkeit und Zen-Philosophie in seine Fotografie integrierte. Seine Bilder spiegeln die Ruhe und Gelassenheit wider, die er durch seine Zen-Praxis erreicht hat. Seine Bilder haben für mich die Bewusstheit und Herangehensweise der analogen Fotografie.

Die MBSR-Ausbildung und die innere Haltung, mich immer mehr mit dem zu verbinden was ist, statt zu wollen, hat sich auch der Blick für die Fotografie und das Abbilden verändert. Wie in der Malerei habe ich oft ein "Bild " im Kopf, aber der Umgang und auch die technischen Funktionen der Kamera bringen mich oft an Grenzen. Dieses Lassen, warten können und vertrauen auf den richtigen Moment, dieses Zulassen eines unscharfen Ausdruckes und der Lichtverhältnisse, ... das ist unter anderem das, was mich die Fotografie lehrt. Nicht die Ergebnisse sind wichtig, das Einlassen ist es.

Als ich mir letztes Jahr ein neues Makroobjektiv gönnte, fuhr ich direkt in einen Rosengarten und schaute durch das Objektiv auf eine Rotkleeblüte. Diese Schönheit in ihrer Tiefe zu erblicken, als habe sie sich durch mich selbst gesehen, schenkte mir eine tiefe Berührung und feuchte Augen. Liebe pur.

Bevor ich hier noch weiter schwelge ein paar Gedanken über meine Erfahrungen zu Achtsamkeit und Fotografie:

1. Präsent sein im Augenblick:

Achtsamkeit und Fotografie fördern unsere Präsenz im aktuellen Augenblick. Wenn wir wachsam sind, im Augenblick anwesend sind, konzentrieren wir uns absichtlich auf den Atem oder auf das zu fotografierde Objekt, ohne dass uns Gedanken über die Vergangenheit oder die Zukunft ablenken. Für das Einlassen auf das Fotografieren ist es unerlässlich, alles an Erwartungen an das perfekte Bild loszulassen, sich innerlich zu öffnen und im Kontakt zu sein mit dem Objekt. Hier kann eine meditative Einstimmung sehr hilfreich sein.

2. Bewusstheit für Details:

Durch eine geübte Achtsamkeits- und Meditationspraxis werden die Sinne schärfer und der Blick für die Umgebung wird wacher, aber auch für innere Prozesse. Diese Bewusstheit öffnet den Blick für Details, die oft übersehen werden.

3. Perspektivwechsel vs. Objektivwechsel

Achtsamkeit lehrt uns, verschiedene Perspektiven einzunehmen, sowohl für die äußere Umgebung, als auch für gedankliche Betrachtungen. Gerade wenn wir festgefahren sind, kann eine andere Meinung oder das Lösen aus der Starre, dem Tunnelblick, uns dafür öffnen, was auch da ist. In der Fotografie ist die Wahl des Blickwinkels und der Perspektive entscheidend für die Schaffung eines interessanten und aussagekräftigen Bildes.

4. Wirklich sehen

Hier möchte ich Ariade von Schirach zitieren: "Und man muss still werden, ein bisschen stiller, als man es gewohnt ist, in dieser lauten Zeit, und genau hinschauen, bis man merkt, dass sich das Leben direkt vor den eigenen Augen entfaltet, immer neu, immer anders. Denn kein Moment gleicht dem anderen, Licht, Luft, dahinziehende Wolken, der Wechsel der Tages- und Jahreszeiten. Die Natur ist die lebendige Bühne, auf der unsere Existenz sich vollzieht."

5. Lauschen und zuhören

Fotografieren verbinden wir natürlich mit dem Sehen, mit dem Kameraobjektiv, durch das wir schauen und letztendlich mit dem Betrachten des fotografierten Bildes als Ausdruck des Momentes. Aber ..., sich diesem Moment ganz hinzugeben, gerade in der Natur, sind für mich ein inneres Lauschen mit der Natur und mit mir so essentiell. Das Spüren des Atems, dem Wind im Gesicht und dem lauschen auf einer anderen Ebene, wenn es mich plötzlich in eine andere Richtung zieht. Eine Pflanze ruft, ...

6. eigene Sprache

Fotografie als Kunst ist wie die Musik eine Ausdrucksform, eine Sprache, die uns unterschiedlich anspricht und unterschiedlich interpretiert werden kann.
Und da sind wir bei einem weiteren Aspekt der Achtsamkeitspraxis, dem Bewerten. Unser Alltag ist angefüllt von mag ich, mag ich nicht. Das darf ja auch hinsichtlich einer Kunstbetrachtung so sein. Dieses Bild rührt mich an, jenes geht eben nicht in Resonanz. Und dieses in Resonanz gehen wird von so vielen Faktoren geprägt. Habe ich gerade einen Verlust erlitten und sehe in der Zeitung ein Schwarzweiß-Foto von einem unterernährten Kind auf der Straße, welches mich mit großen Augen fragend anschaut, dann zerfließt mein Herz. Jemand anderer, der gerade die Liebe seines Lebens getroffen hat, wird auf dieses Foto schauen und vielleicht sagen, toller Ausdruck. Und wieder jemand anderer, der oder die mit Gedanken über viele Themen angefüllt ist, wird das Bild vielleicht nicht einmal bemerken. Wenn es uns gelingt, das Bewerten des Fotos von der fotografierenden Person zu trennen und uns erlauben, beim Betrachten in Kontakt mit uns selbst zu kommen, dann kann eine wertschätzende Haltung entstehen, auch wenn nichts in uns in Resonanz geht.

7. Improvisationsfähigkeit

Als Kind der DDR war ich es gewohnt, aus Nichts etwas zu "machen", aus dem, was da ist. Ohne darüber zu jammern. (Wahrscheinlich war ich dafür noch zu jung!) Was die Achtsamkeitspraxis definitiv heraufbefördern kann, ist das kindliche Staunen. Die Unbedarftheit, das sich überraschen lassen. Keinen Plan haben. Lust am Ausprobieren wiederentdecken. Mein neues Mantra ist: Ach, ist ja interessant! So zeigt sich das Leben gerade. Und dies Qualitäten sind auch bei fotografieren unterstützend. Ohne Erwartung unterwegs sein und wie Loori es beschreibt, fühlen, sich vom Sujet anziehen lassen.

 

"Aus diesem Blickwinkel ist das Grundprinzip der Fotografie, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.

In ihrer eigenen gewöhnlichen Natur. Es ist sehr einfach und direkt"

(Chögyam Trungpa: Über Kunst: Wahrnehmung und Wirklichkeit. Edition steinrich.2012)

 

Ein Wort zum Abschluss:

Heute kann ich sagen, die Fotografie hat mich gefunden. Wie auch das Schreiben. Beides hatte ich wie die MBSR-Ausbildung nicht auf meinem Lebensplan.
Das Fotografieren hat mich neben der Geduld neu sehen gelehrt. Die Schönheit des Lebens, die Schätze der Natur, die Einzigartigkeit eines Momentes.
Und manchmal lasse ich die Kamera auch liegen. Denn auch hier heißt es, wachsam sein, mitbekommen, wer will hier etwas festhalten.

In herzlicher Verbundenheit

Beatrice

 

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